14. Dezember 2023
Nach den Erfahrungen der Corona-Jahre waren die Planer der Messe München vorsichtig geworden und hatten die Finanzen für das Jahr 2023 behutsam kalkuliert. Dann kam das Messe- und Kongressgeschäft in München unverhofft mit Kraft zurück. „Statt des erwarteten Defizits übertrifft das Jahr 2023 alle Erwartungen“, so die CEO-Doppelspitze Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel. Nach den Hochrechnungen wurde der Umsatz um 45 Millionen auf 349,6 Millionen Euro gesteigert, das EBITDA vor Steuern, Zinsen und Abgaben um 46 Millionen auf 62,6 Millionen Euro und das Jahresergebnis kam um 47 Millionen Euro aus den roten Zahlen heraus und beträgt ein Plus von 5,6 Millionen Euro. „Und das trotz schwieriger Rahmenbedingungen in einem turnusgemäß normalen Jahr“, erläutern die beiden Geschäftsführer. Die Messe kann damit leichter unter anderem in ein leistungsstärkeres Solardach investieren, in Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
„Das ist eine große Leistung unseres Messeteams in München und im Ausland und unserer vielen Partner“, betonen die beiden Geschäftsführer Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel: „Wir haben die richtigen Weichenstellungen vorgenommen.“ Noch nicht alle Veranstaltungen haben die Vor-Coronazahlen erreicht, aber einige zeigten neue Bestmarken vor, wie die f.re.e, transport logistic oder BAU.
So geht die Messe München voller Zuversicht in ihr Jubiläumsjahr 2024, wenn sie 60 Jahre alt wird, und bereitet sich auf das Megajahr 2025 vor, in dem fast alle Großveranstaltungen stattfinden werden: wie BAU, bauma, transport logistic, productronica, automatica, EXPO REAL oder drinktec.
Statt eines erwarteten Defizits sind alle Finanzzahlen schwarz, ergeben die Hochrechnungen für 2023: Der Umsatz beträgt 349,6 Millionen Euro (plus 45 Millionen Euro), das EBITDA legt vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen um 46 Millionen auf 62,6 Millionen Euro zu. Und das Jahresergebnis landete nicht wie befürchtet mit 41 Millionen Euro in den roten Zahlen, sondern bei einem Plus von 5,6 Millionen Euro – es liegt damit um 47 Millionen Euro über den Erwartungen. Die Hintergründe sind unter anderem: Geringere Kosten durch die Energiepreisbremse, deutlich höhere Einnahmen bei Messen wie f.re.e, transport logistic, BAU oder EXPO REAL, oder der Verkauf der Anteile an der Messebau-Tochterfirma meplan. „Unsere Entscheidung ist richtig, dass wir uns auf unser Kerngeschäft konzentrieren“, erläutern die beiden Messechefs Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel.
Die Messe München profitierte davon, dass sie 2023 die richtigen Messen zur richtigen Zeit im Angebot hatte, bei denen sich Aussteller und Besucher über derzeit drängende Themen austauschen konnten. Die aktuellen Probleme der Unternehmen spiegelten sich in den Foren und Konferenzen wider: Ob bei der BAU oder der Immobilienmesse EXPO REAL (über Inflation, Energiepreise, Baustopps oder hohe Zinsen) oder bei den Elektronikmessen wie productronica oder automatica, die erstmals gemeinsam mit der LASER World of PHOTONICS stattfand. Dort bekam die Quantentechnologie eine Plattform, es ging auch um künstliche Intelligenz, Lieferkettenprobleme oder Fachkräftemangel.
Auffällig ist der wachsende Anteil ausländischer Aussteller im Vergleich zu Vorcorona. Der stieg in München gegenüber den Vorveranstaltungen um drei Prozent auf 54 Prozent (rund 8.800). Der Zuwachs gleicht aus, dass in dieser wirtschaftlich angespannten Situation deutsche Firmen etwas zögerlicher zurückkommen; das ist ein bundesweiter Trend.
Die positiven Finanzen machen es der Messe München leichter, zu investieren. Ein Schwerpunkt ist dabei die Nachhaltigkeit. Dafür hat sich die Messe München ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Sie will bis 2030 CO2-neutral werden. Ein Schritt auf dem Weg dahin ist der Ausbau der Photovoltaik auf den Dächern: Bei der Eröffnung des Messegeländes in Riem hatte die Messe München 1998 schon die weltweit größte Solardachanlage. Als nächstes übernimmt die Messe die bisher von Investoren betriebene Photovoltaik-Anlage auf dem Parkhaus West und erneuert sie. Sie kann dann dort bis zu 2,6 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen – statt heute 600.000. Damit erhöht sich insgesamt die Stromerzeugung auf den Messedächern von heute 2,6 Millionen Kilowattstunden auf 4,5 Millionen. Kosten: 9 Millionen Euro.
Ein großes Stromsparprojekt ist die Umrüstung aller 18 Hallen (mit 200.000 Quadratmetern Fläche) bis 2026 auf energiesparende LED-Beleuchtung. Kosten: 8,5 Millionen Euro. Dafür fällt die Stromrechnung jährlich 540.000 Euro niedriger aus. Durch beide Projekte zusammen können pro Jahr Stromkosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro eingespart werden.
Die Messe München steht nicht still und muss auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren. Dazu gehört auch die Suche nach strategischen Partnern. „Wir kooperieren, um im Wettbewerb zu bestehen und schlagkräftiger zu werden“, erläutern das die beiden Messe-Geschäftsführer Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel. Zwei Projekte ragen dabei in diesem Jahr heraus. Das eine ist ein Bayern-Bündnis: Ein Joint Venture der Münchner Weltleitmesse drinktec mit der europäischen Leitmesse BrauBeviale aus Nürnberg unter einem Dach als „Yontex“. Konkurrenten aus ähnlichen Bereichen werden damit zu Partnern, die nun weltweit gemeinsam stärker auftreten können.
Das zweite Projekt betrifft die Tochtergesellschaft meplan, eine Spezialistin im Messestandbau. Die mac.brand spaces hat 50 Prozent der Anteile übernommen, ein international aufgestelltes Unternehmen, Spezialist für Live-Kommunikation. „Die meplan erhöht damit die Reichweite und kann ihre Zukunft absichern“, so die Messe-Geschäftsführer. Die meplan bleibt mit ihren 90 Mitarbeitenden am Standort München.
2023 war für die Messe München ein normales Messejahr ohne viele Großveranstaltungen. So gab es 112 Veranstaltungen in den Münchner Messehallen, im ICM - International Congress Center Messe München und im MOC – Event Center München: 13 eigene Messen und 99 Gastveranstaltungen, zu denen zwei Millionen Besucher und 32.100 Aussteller kamen. Die 40 Veranstaltungen im Ausland zogen rund 809.000 Besucher und 15.000 Aussteller an. Die meisten Veranstaltungen im Ausland waren in China, Indien und Singapur. Im Elektronikbereich erlebten die Auslandsmessen einen großen Andrang. Von der Größe und den Aussteller- und Besucherzahlen her erreichten sie Maße wie die Mutter-Messe in München. Die electronica China umfasste 107.000 Quadratmeter, es kamen 90.000 Besucher. Die electronica und productronica India war mit 37.000 Quadratmetern und 40.000 Besuchern die größte Messe Indiens in Hallen.
Die Besucher- und Ausstellerzahlen nähern sich wieder den Höhen vor Corona an. In einigen Fällen wurden sie bei Veranstaltungen in München und im Ausland sogar besser. Da macht es sich bemerkbar, dass China 2023 die Coronabeschränkungen abgeschafft hat. Mehr Besucher als vor Corona kamen in München zur f.re.e, die mit der parallelen IMOT von 163.000 Gästen regelrecht gestürmt wurde, zur transport logistic, die mit 76.000 Besuchern einen neuen Rekord erlebte, und zur Laser World of PHOTONICS. Den größten Zuwachs bei den Ausstellern in München registrierten die BAU und die LOPEC. Bei den Gastveranstaltungen ragt „The smarter E Europe“ heraus. Sie hat den Vertrag um fünf Jahre verlängert und wird 2024 alle 18 Messehallen belegen. Das weltweit hellste Scheinwerferlicht fiel im September auf die IAA Mobility. Sie wurde mitten in der Stadt zur offenen Plattform für Befürworter und Gegner. Die Planungen für eine IAA Mobility 2025 in München laufen.
Die jährlich rund 90 Gastveranstaltungen sind für das Kerngeschäft der Messe München von großer Bedeutung. In diesem Jahr sind zwei Neue dazugekommen, die 2024 erstmals in München stattfinden: Das ist der Internationale AIDS-Kongress, zu dem rund 15.000 Teilnehmende erwartet werden. Der zweite Neuzugang ist die Seamless Europe, eine der weltweit führenden Technologie-Messen für FinTech und E-Commerce. Für den Finanz- und Handelsplatz München ist das ein Paukenschlag.
Das Auslandsgeschäft ist ein wichtiges Standbein für die Messe München. Auch hier schneiden die Veranstaltungen 2023 deutlich über Plan ab. China und Indien liegen weit über den Erwartungen. China ist und bleibt für die Messe München der wichtigste Veranstaltungsmarkt nach München. In China ist die Messe München mit 22 Veranstaltungen an sieben Orten vertreten und in Indien mit 18 Messen in fünf Städten. Neu dazugekommen ist Singapur: Das Tor zu Südostasien. Die Messe München hat dort 2023 zum ersten Mal mit der transport logistic und air cargo Southeast Asia die erste multimodale Logistik-Fachmesse in Singapur ausgerichtet: Die Weltleitmesse transport logistic beim Logistik-Weltmeister Singapur. „Wir werden uns im Ausland weiterentwickeln und neue Märkte erschließen“, erklären Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel.
Die herausragenden Ergebnisse der vergangenen beiden Jahre lassen bei der Messe München Feierlaune aufkommen: In diesem Jahr wurde die LASER 50 Jahre alt. 2024 gibt es gleich drei 60-Jährige: Die Messe München wird 60 Jahre alt und ebenso die electronica und die BAU. Im Jahr 2025 wird es ganz groß: In diesem Megajahr sind alle Großmessen, die wieder Millionen Besucher bringen. Das gibt es nur alle zwölf Jahre und freut München und die ganze Region. Denn in solchen Jahren lösen die Messen eine Umwegrentabilität von mehr als vier Milliarden Euro aus. „Wir sind mit unseren Messen ein wichtiger Wirtschaftsmotor für die gesamte Region“, so die beiden Messechefs Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel. Eine aktuelle Beherbergungsstatistik für München ergibt: Die Münchner Messen und Gastveranstaltungen bringen den Hotels das meiste Geld.